Inspirations-Brief No 5 vom 10.10.2024
Bist du ein Perfektionist?
Herzlich Willkommen im Herbst
Es «herbstelet», wie wir in Dialekt so schön sagen. Die Natur macht es uns vor, sie lässt los, was ihr für das Durchleben des Winters gefährlich wird. Man könnte fast schon sagen, die Natur beginnt sich kontrolliert zu perfektionieren.
In Beratungen erlebe ich ganz oft, dass das Verhältnis zum Thema Perfektion gespalten ist. Wie ist das bei dir?
Lass mich dich mitnehmen auf eine Reise durch die Perfektion.
Wie so viele Dinge in unserem Leben hat auch Perfektionismus zwei unterschiedliche Pole:
► die unterstützende und die destruktive Seite
► sämtliche Ausprägungen dazwischen
Wieso neigen wir Menschen überhaupt zu Perfektionismus?
Wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir uns eingestehen, dass das Leben unberechenbar und auf vielen Ebenen unsicher ist. Wir können nicht wirklich beeinflussen, wie sich Situationen oder Menschen in unserem Umfeld verhalten und welchen Einfluss dies auf unser Leben hat. Es entstehen Momente, in denen wir uns machtlos, ohnmächtig oder als Opfer der Umstände fühlen.
Etwas perfekt zu machen, kann ein möglicher Ausweg aus dieser Unsicherheit sein. Es vermittelt ein Gefühl von «es im Griff zu haben», was nichts anderes bedeutet, als ein vermeintliches Gefühl von Sicherheit zu erzeugen.
Perfektionismus ist oft ein Versuch,
etwas Unkontrollierbares kontrollierbar zu machen.
Perfektionismus resp. die Kontrolle zu lockern kann sich für diese Menschen deshalb sehr herausfordernd anfühlen und Angst erzeugen - das gewünschte Sicherheitsgefühl geht verloren.
Und was ist mit Menschen, die unter übermässigem Perfektionismus anderer leiden?
Hier kann mit der Zeit eine deutliche Abneigung gegen dieses Verhalten entstehen. Sie versuchen dann möglicherweise unbewusst alles, um ja nicht selbst zu einem «Kontrolletti» zu werden.
Du fragst dich jetzt vielleicht, was daran so schlecht sein soll, wenn ich mich dem Leben hingebe und alles fliessen lasse, wie es kommt?
Grundsätzlich gar nichts. Aber…. Ich möchte dir einen Zusammenhang aufzeigen, der sich als Stolperstein auf dem Weg der Veränderung erweisen könnte.
Lass mich mit einer Frage starten. Gab oder gibt es Situationen in deinem Leben, wo du versucht hast, etwas zu verändern? Hat es funktioniert? Oder ist dir der unbewusste Reflex, alles beim Alten, vertrauten zu lassen in die Quere gekommen?
Könnte es sein, dass du für dieses Vorhaben die Kontrolle (über dich) in dein Leben zurückholen müsstest? Was aber vielleicht auf inneren Widerstand stösst, weil du Kontrolle aus deinem Leben verbannt hast? Siehst du den «Schwanzbeisser»? Eine verzwickte Situation.
Wie heisst es so schön «die Dosis macht das Gift». Es geht einmal mehr darum situativ zu entscheiden, wann Kontrolle und Perfektionismus angebracht sind und wann nicht. Zu lernen, mit beiden Verhaltensweisen im eigenen Leben zu spielen. Beide Seiten sind wichtig und haben ihre Berechtigung – also nutze sie, um dir dein Leben so leicht wie möglich zu gestalten.
Ein Blick ins Gesicht zeigt übrigens sehr gut auf, ob ein Mensch die Tendenz zu ausgeprägtem Perfektionismus hat. Dies sind Menschen, die über ein sehr feines Wahrnehmungsspektrum verfügen, sich dessen aber oft nicht bewusst sind und dadurch von der Vielzahl an aufgenommenen Informationen und Signalen überfordert sind. Hier greift wieder der Mechanismus, das Unkontrollierbare versuchen kontrollierbar zu machen.
Erkennen sie dies und lernen sie, ihre Gabe der feinen Wahrnehmung bewusst einzusetzen, aber auch mal "den Fünfer gerade sein" zu lassen, können sie mit ihrem Sensorium sehr gut dazu beitragen, eine Situation, ein "Ding" zu perfektionieren, indem sie fein abgestimmte Lösungen erkennen und präsentieren.
Sodali, ich hoffe, ich konnte dir eine etwas differenzierte Sicht zu Perfektion und Kontrolle aufzeigen. Wie geht es dir damit?
Themen und Betrachtungsweisen wie diese sind wichtige Bestandteile meines Angebotes – sei es bei persönlichen Begleitungen wie auch in den verschiedenen Workshops.
Je mehr unserer Facetten und Eigenschaften wir zurückholen und in unser Leben integrieren, desto besser gelingt es uns, raus aus dem Korsett der übernommenen Verhaltensmuster zu kommen.
Wie immer freue ich mich, wenn du diesen Inspirations-Brief mit anderen teilst und weiterleitest oder mir ein Feedback zukommen lässt.
Herzlichen Dank.
Ich grüsse dich von Herz zu Herz
Lebensberaterin & Coach aus Leidenschaft
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